Licht und Wärme

Die Streicheleinheiten, die das Element Feuer fürs Gemüt bereithält, bekommen wir im Sommer geschenkt. Im Herbst und Winter aber müssen wir Körper und Seele selbst »anfeuern«.

Wellness elementar

Teil 4

Das Element Feuer löst bei den meisten Menschen zunächst nicht gerade spontanes Wohlbefinden aus. Auch Sie denken da als erstes an alles verzehrende Flammen und erstickende Hitze? Feuer treffen wir in unserer Umwelt jedoch vor allem als Licht und Wärme an. Und beides ist lebensnotwendig für uns ... ohne die Strahlen des riesigen Feuerballs Sonne würden wir überhaupt nicht existieren!

Die Sonne als Medizin

»Die Sonne ist die Universalarznei aus der Himmelsapotheke.«

August von Kotzebue (deutscher Dichter, 1761-1819)

Die Heliotherapie – also die Behandlung von körperlichen Leiden mit Hilfe des natürlichen Sonnenlichts – wurde bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus im Griechenland praktiziert. Nach gezielter Sonnenbestrahlung stellen sich unter anderem mehr Widerstandskraft und Appetit sowie eine bessere Durchblutung ein. Auch Depressionen behandelte man schon in der Antike mit Sonnenlicht. Heute werden insbesondere die blauen und ultravioletten Strahlen, die wir am Meer und im Hochgebirge besonders intensiv empfangen, zur Behandlung von tuberkulösen Haut- und Knochenerkrankungen genutzt.

In erster Linie aber decken wir Menschen - wie die meisten anderen Wirbeltiere auch - unseren Bedarf am sogenannten »Vitamin« D3 fast vollständig durch natürliche Sonnenbestrahlung. (Alternativ kommen wir nur über Nahrungsergänzungsmittel, Lebertran, fetten Fisch wie Räucheraal und einige andere Nahrungsmittel an gewisse Mengen Vitamin D.) Die UV-B-Strahlung der Sonne ermöglicht es unserem Körper, dieses für die Regulierung des Calcium-Spiegels im Blut und den Knochenaufbau sehr wichtige Vitamin selbst in der Haut zu bilden, während wir einfach ganz entspannt ein genüssliches Sonnenbad nehmen. Zugleich steigt unser Serotonin-Spiegel durch das Sonnenlicht spürbar an – und dieses »Glückshormon« sorgt dann für eine heitere, positive Einstellung zum Leben.

feuer licht c - web800Wie gut hilft »Aushilfssonnenschein«?

In der dunklen Hälfte des Jahres aber wird vermehrt das »Winterschlafhormon« Melatonin ausgeschüttet. Dieses Umschalten auf den »Energiesparmodus« ist zwar eigentlich ein ganz natürlicher Prozess – doch gepaart mit dem zunehmenden Lichtmangel bereitet er vielen Menschen so viel Unbehagen, dass sie in eine Winterdepression beziehungsweise saisonabhängige Depression (SAD) versinken. Sie werden melancholisch und gehen anderen Menschen aus dem Weg, fühlen sich schlapp und antriebslos, leiden unter Schlafstörungen ...

Um einer Winterdepression effektiv gegenzusteuern, müsste man sich nun ausgiebiger denn je im Freien aufhalten, um trotz der geringeren Intensität des Sonnenlichts noch genug neue Kraft zu tanken. Dagegen aber spricht – neben der Melatonin-Trägheit – auch die sehr verständliche Unlust, ausgerechnet an bitterkalten Herbst- und Wintertagen stundenlang draußen zu bleiben.

Also kamen die Menschen auf die schlaue Idee, sich künstliche Sommersonnen zu basteln. Zunächst erfanden sie die 1904 patentierte Höhensonne, die durch künstliche Ultraviolettstrahlung den Vitamin-D-Mangel ausgleichen sollte. Als Vorbeugung gegen Rachitis wurden Schulkinder in der Nachkriegszeit dann gleich klassenweise damit bestrahlt.

Eine modernere Ersatzsonne ist das Solarium, in dem die Haut – meist aus dem rein kosmetischen Bedürfnis nach attraktiver Bräune heraus – ebenfalls mit UV-Licht bestrahlt wird. (Als kosmetischer Nachteil ergibt sich dadurch allerdings gleichzeitig die wenig wünschenswerte Beschleunigung der Hautalterung – vom erhöhten Hautkrebsrisiko einmal ganz abgesehen! Doch wer meint, dass er durch häufige Sonnenbank-Besuche die Winterdepressionen »wegzaubern« kann, der sitzt einem großen Irrtum auf. Es ist nämlich weniger die fehlende Wärme als vielmehr das fehlende Licht, das uns im Winter so »SAD« macht. Licht aber nehmen wir über die Augen wahr – und gerade die sollten im Solarium ja nun unbedingt durch eine solide Schutzbrille vor schädlicher Strahlung aller Art bewahrt werden!

Eine anerkannte medizinische Maßnahme gegen leichte bis mittelschwere Winterdepressionen ist demgegenüber die auch als Lichtdusche bekannte Lichttherapie. Dazu wird eine sehr helle Leuchte verwendet, die im Idealfall 10.000 Lux, mindestens aber 2.500 Lux abgibt (also deutlich mehr als eine normale Zimmerbeleuchtung, die bei 300-500 Lux liegt). In dieses dem Sonnenlicht ähnliche, sehr helle weiße Kunstlicht schaut der Depressionsanfällige dann täglich 20-60 Minuten lang aus einem Abstand von mindestens einem Meter (besser: zirka 80 Zentimeter) hinein – möglichst direkt nach dem Aufwachen zwischen sieben und zehn Uhr morgens, weil dies das frustrierende Melatonin am besten abbaut und einen positiven Stimmungsumschwung bewirkt. Wichtig ist dabei zwar, dass das Licht auf die Netzhaut im Auge fällt – doch es reicht, wenn man regelmäßig in Richtung der Lichtquelle schaut (man kann während der Therapie also ruhig frühstücken und die Zeitung lesen), denn das Licht erreicht die Netzhaut sogar durch die geschlossenen Augenlider hindurch. Vorsicht jedoch, wenn Sie gleichzeitig auch mit Johanniskraut oder Psychopharmaka gegen die herbst-winterliche Schwermütigkeit gegenanzaubern! Diese Mittel können die Lichtempfindlichkeit der Haut nämlich erheblich erhöhen und zu unschönen Pigmentflecken führen.

feuer licht ad - web800Was wärmt das Gemüt wirklich?

Die offizielle Lichttherapie arbeitet mit einem effektiv hellen, dabei jedoch recht kalten, »technischen« Licht (und wird, nebenbei gesagt, von den Krankenkassen leider nicht finanziert). Das warme Goldgelb der Sommersonne jedoch – oder gar ihr flammendes Orange-Rot, das Romantiker im Sommer bei Sonnenauf- oder –untergängen am Meer so sehr genießen – das fehlt hier schon etwas, oder?

Nun, auch diese Farbtemperaturen können Sie sich im Herbst und Winter recht einfach herbeizaubern. Zwar hat nicht jeder einen eigenen Kamin, der die besondere Stimmung, die am sommerlichen Lagerfeuer aufkommt, auch in die kalte Jahreszeit herüberrettet ... doch »die kleinsten Lagerfeuer der Welt« stehen uns in Form von Kerzen jederzeit zur Verfügung! Gönnen Sie sich also nicht erst zum Weihnachtsfest, sondern schon ab Ende September, wenn die ersten Herbsteleien auf die Stimmung schlagen (und ab dann am besten bis in den Februar hinein) Ihr ganz privates Lichtermeer in den eigenen vier Wänden!

Die sanfte Magie der Kerzen

Brennende Kerzen, die eine entspannte oder feierliche Atmosphäre schaffen, symbolisieren in zahlreichen Religionen die Seele, deren Kraft die Dunkelheit überwindet. Im Christentum etwa stehen die Altarkerzen für die Auferstehung Jesu als Licht in die Welt. Die alten Germanen dagegen wollten mit dem Anzünden der Julkerze um die Wintersonnenwende herum (= Ende Dezember, also zum dunkelsten Tag des Jahres) die Sonne dazu ermutigen, endlich zurückzukehren und die Dunkelheit zu besiegen. Das können Sie auch! (Wobei echte kleine Kerzenflammenmeere – statt elektrischer Lichterketten am Tannenbaum – ganz sicher nicht nur für die Sonne überzeugender sind, sondern auch stimmungsvollere Streicheleinheiten für Ihr Gemüt bedeuten!)

feuer licht e - web800In den besinnlichen kleinen Kerzen steckt allerdings durchaus auch das gefürchtete Potential des offenen Feuers – bis hin zum Zimmerbrand! Also stellen Sie Ihr kleines Lagerfeuer immer in eine standfeste, nicht brennbare Halterung und lassen Sie es nie unbeaufsichtigt, schon gar nicht in der Nähe leicht brennbarer Gegenstände wie Gardinen oder an Orten mit starker Zugluft.

Ungefährlicher – aber ebenfalls sehr, sehr stimmungsvoll – sind Salzkristalllampen, die aus von kleinen Glühbirnen von innen her beleuchteten, warm-orangen Salzbrocken bestehen. Hierbei handelt es sich meist um das sogenannte Himalaya-Salz, das jedoch überwiegend in Pakistan abgebaut wird. Salzkristalllampen wird nachgesagt, dass sie schädliche Plus-Ionen neutralisieren, die sich in der Raumluft durch den Betrieb elektrischer Geräte wie Computer und Fernseher oder durch Zigarettenrauch ungesund erhöhen, indem sie die Luft im Gegenzug mit atemwegsfreundlichen Minus-Ionen anreichern. Auf jeden Fall aber verbreiten sie ein wunderschön warmes, sanft oranges Licht, dass das wintergefrustete Gemüt durchaus aufmuntern und wieder in Harmonie bringen kann.


Vielen Dank für Ihr Interesse!

Bei dem Text, den Sie gerade gelesen haben, handelt es sich um eine überarbeitete und ergänzte Variante eines Artikels aus der Rubrik »Wohlfühlzaubern im Alltag«, den Sie im Original im Magazin Gesundheit im Norden, Ausgabe 17 / Herbst 2013, S.10-11 nachlesen können.

feuer licht b2 - web800Lust auf mehr zum Thema?

Ebenfalls in der Gesundheit im Norden sowie als Specials auf dieser Site finden Sie auch Beiträge zu den drei elementaren »Kollegen« des Feuers, den Wohlfühlfaktoren Erde, Luft und Wasser.


Fotos: © Michaela Mundt (Bild 2, 3, 4), © Martin Mundt (Bild 1, 5) – Vielen Dank!

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