Einfach unvergleichlich ...

Äpfel und Birnen, die auf jeder guten deutschen Obstschale zuhause sind, regen nicht nur die Geschmacksnerven an - sondern auch die Fantasie!

   

apfel birne

   

Äpfel und Birnen


Diese beiden fruchtigen Klassiker blicken auf eine besonders lange und interessante Geschichte zurück.

Apfel- und Birnbäume wuchsen schon in der Steinzeit. Doch ihre Früchte haben im Denken der Menschen jeweils eine recht unterschiedliche Bedeutung erlangt. Der Apfel hat dabei eindeutig die steilere Karriere gemacht: Er ist für uns sozusagen das Symbolobst schlechthin geworden.

   

Licht und Schatten

Die verführerische Ernte vom Baum der Erkenntnis etwa, durch die Eva und Adam sich ihr Wohnrecht im Paradies verscherzten, stellt man sich schon seit mindestens zweitausend Jahren als Apfel vor; tatsächlich aber ist in der Bibel lediglich ganz neutral von einer »Frucht« die Rede. Es hätte also ebenso gut eine Birne sein können. Doch Äpfel waren in der antiken Welt der ersten Christen nun einmal populärer: Held Herakles entwendete Äpfel aus purem Gold aus den Gärten der Hesperiden, der »Zankapfel« im Paris-Urteil löste den Trojanischen Krieg aus - und dem Sieger der ersten griechischen Olympiade (776 v. Chr.) soll schriftlichen Überlieferungen zur Folge ein Apfel als Preis verliehen worden sein.

   

Mut und Macht

Rund um den Apfel drehen sich auch das Märchen von Schneewittchen und die Sage vom Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell, der gezwungen wurde, mit der Armbrust seinem kleinen Sohn Walther einen Apfel vom Kopf zu schießen. Von Troja bis Tell spielt der Apfel in Religion, Märchen und Sage oft eine eher böse Rolle: Weder Adam und Eva noch Schneewittchen bekam sein Genuss besonders gut.

Vielleicht hängen derlei böse Apfelgeschichten auch damit zusammen, dass das lateinische Wort »malum« sowohl »Apfel« als auch »Fehler, Übel, Unheil« bedeutete?

   

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Dem hat die Birne klar die Geschichte von dem bis über den Tod hinaus sehr spendablen und kinderfreundlichen »Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland« entgegenzuhalten, den der Dichter Theodor Fontane 1889 in der gleichnamigen Ballade besang.

Doch während der »Reichsapfel« im Mittelalter als Herrscherattribut der Kaiser und Könige ganz handfest weltliches Recht und Macht verkörperte, war die politische Relevanz, die die Birne erlangte, eher eine humoristische: Die spitze Feder der Karikaturisten gab zunächst dem französischen Bürgerkönig Louis Philippe und dann dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl eine birnenförmige Gestalt.

   

Fruchtbarkeit und langes Leben

Wohl wegen seiner lebensfrohen roten Farbe avancierte der Apfel auch schon früh zum Symbol der Fruchtbarkeit, das in vielen volkstümlichen Hochzeitsbräuchen und Liebesorakeln eine zentrale Rolle spielt. In der nordischen Mythologie etwa hielt Iduna, die Göttin der ewigen Jugend, einen unerschöpflichen Vorrat von Äpfeln bereit, die die übrigen Götter dann regelmäßig als Verjüngungskur genossen. Nun, damit kann die Birne zumindest in China mithalten, wo man im Birnbaum ein langes Leben verkörpert sieht!

In der keltischen Sagenwelt wird das Feenreich, in dem verdiente Könige wie der legendäre Arthus ein ewiges Leben nach dem Tode erwartet, auch »Avalon« genannt - was so viel heißt wie: »das Land der Äpfel«. Alternativ gibt es jedoch auch ein Birnenland, wenn auch aus etwas bodenständigeren Gründen: die griechischen Pelepones tragen den Beinamen »Apia« (nach altgriechisch »Apion« beziehungsweise »Apies«, für Birnbaum), weil hier die ersten bekannten Kultursorten der Frucht gediehen. Eine Birnenstadt aber, die dem »Big Apple« New York vergleichbar wäre, gibt es meines Wissens nicht.

   

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Schwerkraft und Computer

Auch in Naturwissenschaft und Technik hat sich bisher lediglich der Apfel bemerkenswert hervorgetan: Er soll den englischen Physiker Sir Isaac Newton (1642-1726) entscheidend zur Entdeckung der grundlegenden Gravitationsgesetze inspiriert haben, indem er einfach nur dann vom Baum fiel, als Newton gerade intensiv über die Bewegungen der Planeten nachdachte. Eine berühmte amerikanische Computermarke dagegen trägt den Namen dieser Frucht angeblich nur deshalb, weil den beiden Entwicklern Steve Jobs und Stephen Wozniak innerhalb einer selbstgesetzten Frist einfach kein besserer Name eingefallen ist als »Apfel« ...

   

Mann und Frau

Im volkstümlichen Denken wurden Äpfel seit jeher als männlich und Birnen als weiblich verstanden. So munkelte man zum Beispiel, dass nach einem Jahr mit besonders reicher Birnenernte im nächsten Jahr viele Mädchen geboren werden. Auch galt der Birnbaum in der Volksmedizin als hilfreich für Männer mit Nasenbluten oder Lungenerkrankungen, während der Apfelbaum umgekehrt Frauen von diesen Leiden kurieren konnte. Das ergänzt sich doch bestens, oder?

Gesundheitlich gesehen ist die Birne jedenfalls ebenso wertvoll wie der Apfel. Sie weist dabei jedoch einen etwas höheren Gehalt an Eiweiß und Mineralstoffen und einen geringeren Gehalt an Fett und Fruchtsäuren auf. Das macht sie für säureempfindliche Menschen besser bekömmlich.

   


Dieser Text steht Ihnen exklusiv auf dr-michaela-mundt.de zur Verfügung. Fotos: © Michaela Mundt

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