Das Kalenderblatt zum Oktober
Goldene Blätter tanzen im Wind; mit wem oder womit fühlen Sie sich als eine Einheit?
01.10.2023 • Erntedanktag
01.10.2023 • Internationaler Tag der älteren Menschen
03.10.2023 • Tag der Deutschen Einheit
04.10.2023 • Herbstquatember
04.10.2023 • Welttierschutztag
09.10.2023 • Thanksgiving Day (Kanada)
12.10.2023 • Fiesta Nacional de España (Staatsfeiertag in Spanien)
14.10.2023 • Neumond im Tierkreiszeichen Waage
15.10.2023 • Kirchweihfest
23.10.2023 • Sonne im Tierkreiszeichen Skorpion: Herbstmitte
26.10.2023 • Nationalfeiertag (Österreich)
27.10.2023? • Mawlid an-Nabi
28.10.2023 • Vollmond im Tierkreiszeichen Stier
29.10.2023 • Ende der Sommerzeit
30.10.2023 • Weltspartag
31.10.2023 • Reformationstag • Halloween
Der Monat beginnt mit dem seit 1990 auf den 3. Oktober gelegten deutschen Nationalfeiertag und endet mit dem Reformationstag, zu dem sich Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen auf den nächsten freien Tag freuen können. Dieser wichtige Gedenktag des evangelischen Christentums fällt zeitlich mit dem Gruselspektakel Halloween zusammen, dem ich auf dieser Site ein eigenes Special gewidmet habe.
Oktober: Weinselig …
Der Oktober (October, Octobre, Ottobre, Octubre, Outubro, październik, október, Řijen, Oктябрь, ekim) ist der zehnte Monat des Jahres im heute verbindlichen gregorianischen Kalender; bzw. der achte im namensgebenden römischen Kalender, der mensis october (von lat. octo = acht).
Der altdeutsche Name Windumemanoth (Weinmonat) zeigt an, was es jetzt vor allen Dingen zu ernten gilt; und wer germanisch angehaucht vom Gilbhart statt vom Oktober spricht, der meint schlicht, dass jetzt viel (hart) Laub gelb (gilb) getönt ist. Modernere Münder würdigen die allherbstlich so bezaubernde Verfärbung der Blätter lieber mit dem Ehrentitel Goldener Oktober.
In diesem schönen Monat schloss man schon im Mittelalter besonders gern den heiligen Bund der Ehe; und daran hielt sich unter anderem auch König Ludwig I. von Bayern, der am 12. Oktober 1810 (noch als Kronprinz) seine Therese (von Sachsen-Hildburghausen) heiratete und damit Anlass zum ersten Oktoberfest auf der nach der Braut benannten Münchner Theresienwiese gab. Heute wird das inzwischen größte Volksfest der Welt bereits ab der zweiten Septemberhälfte gefeiert und endet am ersten Oktobersonntag. Normalerweise jedenfalls, wenn nichts (wie 2020 das Corona-Virus) dazwischen kommt.
3. Oktober
Der Tag der Deutschen Einheit – im Laufe der Zeit
»Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand:
Blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland!«
Zur Melodie des Liedes „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ (das Joseph Haydn Ende des 18. Jahrhunderts zu Ehren Kaiser Franz II. komponierte) und mit dem Text der 3. Strophe des 1841 von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben verfassten Gedichts „Das Lied der Deutschen“, erklingt sie heute, die deutsche Nationalhymne.
Ja, nach „Deutscher Einheit“ strebte man bereits im frühen 19. Jahrhundert; zum Beispiel im Zuge der Märzrevolutionen 1848. Doch als die deutschen Einzelstaaten 1871 dann tatsächlich zum Kaiserreich vereinigt wurden, da hatten sie noch keinen richtigen Nationalfeiertag. Stattdessen feierte man des jeweiligen „Kaisers Geburtstag“ und am „Sedantag“, dem 2. September, gern auch noch die Kapitulation Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg (1870).
Erst die Weimarer Republik hatte einen echten Nationalfeiertag zu bieten; und zwar den 11. August. Der Tag, an dem Reichspräsident Friedrich Ebert im Jahre 1919 die neue Verfassung unterzeichnet hatte, wurde fortan als „Geburtsstunde der Demokratie“ in Deutschland gewürdigt. Diese aber hielt sich bekanntlich ja leider nicht lange ...
Gleich nach der Machtergreifung 1933 vereinnahmten die Nationalsozialisten stattdessen den 1. Mai, den vorher noch internationalen Tag der Arbeit, als tunlichst gewerkschaftsfreien „Tag der nationalen Arbeit“; und ab 1934 wurde dieser Termin als „Nationalfeiertag des Deutschen Volkes“ endgültig gleichgeschaltet. Doch auch das hielt sich zum Glück ja nur rund 10 Jahre lang.
Auferstanden aus den Ruinen des Tausendjährigen Reichs beging man in der Deutschen Demokratischen Republik 1950-1989 stattdessen nun den 7. Oktober, den Tag der Staatsgründung im Jahr 1949, als „Tag der Republik“ – mit Militärparaden und Nationalpreisverleihungen selbstverständlich, ab den 1970ern aber zunehmend auch schlicht als Volksfest.
Die Bundesrepublik Deutschland dagegen war mit ihrer Staatsgründung, der Verabschiedung des Grundgesetzes am 23. 05. 1949, zwar knapp ein halbes Jahr schneller, doch einen neuen Nationalfeiertag gab es hier erst ab 1954 (und bis 1990). Eine echte Eigenleistung war dieser (damals noch mit einem kleinem „d“ geschriebene) „Tag der deutschen Einheit“, der 1963 in „Nationaler Gedenktag des deutschen Volkes“ umbenannt wurde, allerdings nicht: Der 17. Juni sollte nämlich regelmäßig an den Volksaufstand erinnern, der 1953 in der DDR stattgefunden hatte.
Am 9. November 1989 fiel die Mauer zwischen den beiden Deutschlands wieder; und das wäre ja eigentlich ein toller Anlass für den nächsten Nationalfeiertag gewesen. Doch dagegen legte die deutsche Geschichte höchstpersönlich ihr Veto ein: Der 9. November war leider schon sehr unschön besetzt, weil die Nationalsozialisten diesem Tag im Jahr 1938 bereits für ihre grauenhafte Reichspogromnacht gewählt hatten.
Stattdessen bot sich der 3. Oktober 1990 als nationaler Gedenktag an: Nun trat der deutsch-deutsche Einigungsvertrag in Kraft, und die Länder der vorherigen Deutschen Demokratischen Republik wurden offiziell Teil der Bundesrepublik Deutschland. In Artikel 2 des Vertrages wurde der neue „Tag der Deutschen Einheit“ (jetzt mit großgeschriebenem „D“) zum gesetzlichen Feiertag in allen Bundesländern erhoben – und auch umgehend begangen.
Die offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit finden seither – als Bürgerfest mit informativer „Ländermeile“ – jeweils in der Hauptstadt des Bundeslandes statt, das gerade den Vorsitz im Bundesrat innehat. (Abweichungen von dieser Regel gab es bisher nur 2011 und 2015.) In der Bundeshauptstadt Berlin, die hier den Auftakt machte, wird zudem mit Konzerten am Brandenburger Tor, Pferderennen um den Preis der Deutschen Einheit im Hoppegarten und zahlreichen weiteren Veranstaltungen regelmäßig besonders gefeiert.
Und landesweit öffnen sich die Türen … Der 3.10. ist in Deutschland zugleich (seit 2012) auch der „Maus-Türöffner-Tag“, an dem diverse Unternehmen Kindern in Begleitung einer beliebten WDR-Plüschmaus einen Einblick in ihren Betrieb gewähren, und (schon seit 1997) der „Tag der offenen Moschee“, der die Verbundenheit aller muslimischen und nicht-muslimischen Bewohner des Landes zum Ausdruck bringen will. Hoffen wir mal, dass sich ein Nationalfeiertag in diesem Geist etwas länger hält als seine merkwürdigen Vorgänger!
26. Oktober
Feierlich, doch nicht zu langsam
Der Nationalfeiertag in Österreich
»Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat großer Töchter und Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
Vielgerühmtes Österreich.
Vielgerühmtes Österreich.«
Feierlich, doch nicht zu langsam – so wird seit 1947 das Gedicht »Land der Berge« von Paula Preradovic (1887-1951) als Nationalhymne Österreichs gesungen. In der zweiten Strophe wird Österreich dann vielgeprüft, und in der dritten schließlich vielgeliebt. Die zunächst (natürlich!) Mozart, dem großen Sohn des Landes zugeschriebene Melodie des österreichischen Bundesliedes komponierte sehr wahrscheinlich ein Logenbruder Mozarts, der wie dieser der Wiener Freimaurerloge »Zur wahren Eintracht« angehörte; entweder der ›Claviermeister‹ Johann Baptist Holzer oder Paul Wranitzky, der Konzertmeister der Wiener Hofoper.
Seit dem 1. Januar-Jänner 2012 erklingt die Hymne in offiziell feminisierter Version: Aus »Heimat bist du großer Söhne« wurde die »Heimat großer Töchter und Söhne«, und die »Brüderchöre« in der dritten Strophe verwandelten sich in »Jubelchöre«.
Ah gehns‘, gnähdge‘ Frau!
Der österreichische Nationalfeiertag wird seit 1965 alljährlich am 26. Oktober begangen; zunächst nur als Gedenktag, doch bereits ab 1967 dann als landesweit arbeitsfreier Feiertag. Damit wird (wie zuvor am »Tag der Fahne«) des 26. Oktobers 1955 gedacht, an dem nach der Staatsvertragsunterzeichnung die österreichische Neutralität in Kraft trat, die letzten Besatzungstruppen abgezogen waren und das Land seine volle Souveränität zurückerlangte.
1945-1955 gab es keinen Nationalfeiertag im »Land der Berge«. 1919-1933 war stattdessen der 12. November als Gedenktag an die Entstehung der ersten österreichischen Republik 1918 Nationalfeiertag, und 1934-1945 dann der 1. Mai, an dem die Verfassung des Ständestaates proklamiert wurde. Obwohl dies in den Jahren 1938-1945 recht ungünstig mit dem von den Nationalsozialisten zum »Tag der nationalen Arbeit« verstaatlichten Feiertag zusammentraf, wird der 1. Mai in Österreich bis heute als »Staatsfeiertag« begangen und wirkt so leicht wie ein zweiter Nationalfeiertag.
Flaggen und Paraden, Kultur, Sport ... und Kaiserschmarrn
Die Feierlichkeiten zum 26. Oktober beginnen bereits am Vorabend mit einem Konzert der Wiener Symphoniker, das jedes Jahr von einem Gastdirigenten aus einem anderen Land geleitet wird.
Am eigentlichen Nationalfeiertag wird dann überall eifrig geflaggt. Das Bundesheer paradiert auf der Wiener Ringstraße und präsentiert am Heldenplatz sowie auch in den Landeshauptstädten seine Hubschrauber, Panzer und Waffen. Auch über die Sicherheitsgaranten Polizei, Feuerwehr und Rettung kann man sich nun eingehend informieren. Museen und Nationalparks können bei freiem oder ermäßigtem Eintritt besucht werden, und auch das Parlament, die Ministerien und die Hofburg, der Amtssitz des Bundespräsidenten, stehen interessierten Besuchern offen. Nach der Devise »Fit am Nationalfeiertag« finden überall im Land Breitensportveranstaltungen für Läufer, Walker, Wanderer, Radler oder Skater (respektive für die entsprechenden *innen bzw. Töchter) statt.
Der Hunger, der sich nach einem solchen Erlebnisprogramm ganz von selbst einstellt, wird dann bevorzugt mit typischen Gerichten wie Wiener Schnitzel, Tafelspitz oder Kaiserschmarrn gestillt – oder vielleicht auch mit der einen oder anderen Mozartkugel?
31. Oktober
Luther legt los – der Reformationstag
Am 31. Oktober 1517, dem Vorabend des Allerheiligenfestes, schlug der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen zur Buß- und Ablasspraxis der katholischen Kirche an das hölzerne Hauptportal der Schlosskirche zu Wittenberg, sagt die (nicht so ganz zweifelsfreie) Überlieferung. Diese Tat gilt als Initialzündung der Reformationsbewegung, die schließlich zur Spaltung der westlichen christlichen Kirche in eine katholische und eine evangelische (bzw. protestantische bzw. lutherische bzw. reformierte) Konfession führte.
Luthers Ziel war es eigentlich aber nur, eine akademische Diskussion anzustoßen, die sich im Kern um die Frage drehte: Kann man sich wirklich (wie damals weit und breit üblich) durch Geldzuwendungen an die Kirche von begangenen Sünden bzw. von der zu erwartenden Sühnestrafe, dem unangenehm langwierigen Aufenthalt im Fegefeuer, freikaufen? Besagt das Evangelium, die „Frohe Botschaft“ des Neuen Testaments, nicht vielmehr, dass Jesus Christus ja gerade am Kreuz gestorben ist, um allen Menschen die Erlösung ganz kostenfrei zukommen zu lassen?
Diese Fragen warf Luther jedoch nicht nur auf, indem er seine Thesen (vielleicht) an die damals von der Universität gern als Pinwand genutzten Dompforte nagelte, sondern er stellte sie zeitgleich auch mehreren geistlichen Würdenträgern per Brief. Dabei drückte sich der spätere Bibelübersetzer und „Erfinder“ einer einheitlichen deutschen Sprache noch im besten Kirchenlatein aus. Trotzdem bekam er auf seine „Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum“ keine Antwort von hochwürdiger Seite.
Umso mehr Resonanz fanden Luthers Denkanstöße jedoch, als sie (wahrscheinlich ohne sein Wissen) ab 1518 von sympathisierenden Bekannten auf Flugblättern in Umlauf gebracht wurden – und zwar nicht nur auf Latein („Resolutiones de indulgentiarum virtute“), sondern vor allem auch auf Deutsch (etwa als „Sermon von Ablaß und Gnade“ oder „Propositiones wider das Ablas“).
Das Internet des 16. Jahrhunderts, der Flyer- und Buchdruck mit beweglichen Lettern, machte Martin Luther zum „Bestseller-Autoren“ – und zum Weltveränderer wider Willen: Eine „Erneuerung“ der Kirche durch Spaltung hatte er ja nie im Sinn gehabt, ihm ging es lediglich um die „Wiederherstellung“ des wahren christlichen Glaubens durch Rückbesinnung auf die Kernbotschaft des Evangeliums.
Doch der Stein namens Reformationsbewegung war nun einmal ins Rollen gekommen; und mit ihm überrollte der verheerende (unter anderem) religiös motivierte 30jährige Krieg weite Strecken Europas. Der Westfälische Frieden von 1648, der diesen Krieg beendete und alle Konfessionen (mit Ausnahme der radikalen Wiedertäufer) einander gleichstellte, gilt zugleich auch als Ende der Reformationsbewegung.
An seinem 500ten Jahrestag wurde der Reformationstag 2017 in der gesamten Bundesrepublik Deutschland zum Feiertag erhoben. Normalerweise ist er lediglich ein regionaler Feiertag in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie, seit 2018, auch in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Luthers Thesen sei Dank! So hat der karge protestantische Norden wenigstens einen einzigen eigenen Feiertag, den er der opulenten Fülle an arbeitsfreien Tagen in den katholischen Ländern entgegenhalten kann. Morgen zum Beispiel ist Allerheiligen …
In der Schweiz, wo die Reformation vorwiegend von Huldrych Zwingli (1484-1531) und Johannes Calvin (1509-1564) in Bewegung gebracht wurde, hat sie ihren wenig arbeitnehmerfreudigen Gedenktag jeweils am ersten Sonntag im November. Slowenien (Dan reformacije) und Chile aber würdigen den Beginn der Reformation alljährlich als landesweiten gesetzlichen Feiertag.
Die Bauernregeln zum Monat kreisen derweil um die Frage, welches Wetter uns im kommenden Winter erwarten wird. »Oktober rau, Januar lau« meinen sie, oder auch, etwas ausführlicher: »Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter drein. Ist er aber nass und kühl, mild der Winter werden will.«
An der Idee, das Oktoberwetter als genaues Gegenteil des Winterwetters zu interpretieren, ist durchaus etwas dran; tatsächlich bestätigen Meteorologen, dass auf einen überdurchschnittlich warmen und trockenen Altweibersommer fast immer ein kalter Januar folgt, während es nach Schneeregen im Oktober im Januar dann mit 83-prozentiger Wahrscheinlichkeit zu wenig schneit.
Vielen Dank für Ihr Interesse! Die im März 2014 erstmals auf www.dr-michaela.mundt.de eingerichtete Rubrik »Kalenderblatt« wurde inspiriert durch meine Tätigkeit als Lektorin für die Neumann & Wolff Werbekalender GmbH & Co. KG / ALPHA EDITION GmbH & Co. KG seit Sommer 2012. Die Bauernregeln zum Monat habe ich 2014 im Auftrag der Kieler Werbeagentur WortBildTon GmbH für mein coop magazin, das Kundenmagazin der sky-Märkte, beleuchtet. Die Beiträge zum Monat Oktober sowie zum Tag der Deutschen Einheit und zum Reformationstag wurden 2018 exklusiv für diese Site ergänzt, der Beitrag zum Nationalfeiertag in Österreich im April 2021.
Fotos: © Michaela Mundt, Bilder zum Tag der Deutschen Einheit und zum Reformationstag via wikimedia commons (Details siehe Link zum Bild). Vielen Dank dafür!