Alltäglicher Kleinkram!
Dinge wie Dosenöffner sind für uns heute sehr banal und vertraut; aber: Wer hat's einmal erfunden? Wann? Und wie ging's früher ohne?
Ab der April-Ausgabe 2014 betextete ich im mein coop Magazin eine neue Rubrik, die sich der Kulturgeschichte all der nützlichen Kleinigkeiten widmet, die unseren Alltag angenehmer machen. So ein neues Themen-Fass macht man natürlich am besten mit einem geeigneten Tool auf:
Die Dose und ihr Öffner
Oder: Den richtigen Dreh finden? Das kann dauern!
Der Dosenöffner gehört heute zur Dose wie die Henne zum Ei; doch das war längst nicht immer so! Nach der Erfindung der Konservenbüchse verstrich nämlich rund ein halbes Jahrhundert, bis endlich jemand den dazu passenden Öffner erfand!
Wenn niemand die Konservendose erfunden hätte, dann hätte natürlich auch niemand einen Dosenöffner gebraucht. Doch spätestens Napoleon Bonaparte, der dringend haltbare Lebensmittel für die Versorgung seiner Truppen benötigte, träumte von einer solchen Wunderbüchse - und ließ 1795 einen Wettbewerb für ein effektives Konservierungsverfahren ausschreiben. Das Preisgeld (von stolzen 12.000 Goldfranken) kassierte damals der Pariser Zuckerbäcker Nicolas Appert, der Obst und Gemüse durch Erhitzen steril haltbar machte und dann in luftdicht verschlossene Gläser füllte.
Die weitaus kriegstauglichere Konservendose aus Metall wurde jedoch erst 1810 von dem Engländer Peter Durand zum Patent angemeldet; und schon ab 1813 kam sie bei der Royal Navy und der britischen Armee zum Einsatz. Diese ursprünglich noch sehr dickwandigen Versorgungstresore waren allerdings eine ziemlich harte Nuss, für die es zunächst keinen passenden Knacker gab.
Nun, es ging auch ohne, aber ...
Historische Dosenaufdrucke empfahlen, die neue Ernährungsgranate mit Hammer und Meißel zu öffnen - oder einfach nur mit irgendeinem Werkzeug. So blieb es letztendlich der Fantasie der Soldaten überlassen, wie sie an ihre Mahlzeit kamen. Meist griff man zum Taschenmesser oder zum Bajonett, manchmal aber auch zu einem Beil. Im amerikanischen Bürgerkrieg sollen die Soldaten sogar auf die Dosen geschossen haben, um sie endlich aufzubekommen. Als die Konservenbüchsen ab 1830 dann auch der Zivilbevölkerung angeboten wurden, wurden zusätzlich die »Waffen der Hausfrau« gezückt: Mit einem Bügeleisen ließ sich die Schweißnaht am Dosendeckel vielleicht ja ganz gut aufschmelzen?!
Schluss mit den Verzweiflungstaten!
Ein Gerät speziell zum Dosenöffnen wurde 1855 von Robert Yeates in England und in den USA kurz darauf dann von Ezra J. Warner entwickelt, der sich sein Modell 1858 patentieren ließ. Die ersten Büchsenöffner waren jedoch hochkompliziert in der Anwendung - und die Verletzungsgefahr war ausgesprochen groß!
Den leicht und sicher zu handhabenden Dosenöffner mit Schneiderad, den wir vom Prinzip her bis heute verwenden, verdanken wir dem US-Amerikaner William Lyman. Seine Erfindung aus dem Jahr 1870 funktionierte allerdings nicht zuletzt deshalb so ausnehmend gut, weil die Konservendosen inzwischen aus einem deutlich dünnerem Blech produziert wurden.
Superbequeme Varianten
Nachdem die Büchsen zunächst so dringend auf einen praktikablen Öffner gedrängt hatten, machte ihre Weiterentwicklung diesen teilweise prompt wieder entbehrlich: In den frühen 1960ern kamen in den USA Getränkedosen mit dem sogenannten »Lift-Tab« auf den Markt, die sich ganz ohne Hilfsmittel öffnen lassen, und seit 1990 gibt es Nahrungsmittelkonserven mit dem »Ring-Pull-System«, durch das sich der vorgeprägte Deckel leicht abziehen lässt.
Die eindeutig komfortabelste Lösung des Dosenproblems aber haben die Hauskatzen erfunden, die, wenn man Akif Pirinçcis Roman Felidae vertrauen darf, kurzerhand den Menschen zu ihrem »Dosenöffner« erklären!
Diesen hier in überarbeiteter und ergänzter Fassung veröffentlichten Beitrag widme ich allen Katzenmuttis und -papis, speziell jedoch Gabi, Gika, Ursel – und natürlich den Katzenkids Sammy und Tony!
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