Lasst den Kürbis grinsen!

In der Nacht vom 31.Oktober zum 1. November ist Halloween. Was steckt hinter diesem merkwürdigen Termin, zu dem es gilt, herzhaft über die eigenen Ängste zu lachen?

Wissenswertes rund um Halloween
   

halloween02 DSCN2520-800Je näher wir dem November kommen, desto mehr Kürbisgesichter grinsen uns aus den Fenstern und Hauseingängen entgegen. Das Spaß-am-Gruseln-Fest Halloween naht ...

Und das gibt vor allem der protestantischen Bevölkerung allerlei Anlass zum Protestieren. Denn hauptsächlich steht am 31. Oktober ja der Reformationstag im Kalender; und damit das Gedenken an die Initialzündung des evangelischen Christentums: Am 31.10.1517 hat Martin Luther der Überlieferung nach seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt - und damit die Glaubenswelt erheblich verändert. Thesen sind aber längst nicht so dekorativ wie Kürbisse ... Ist das der Grund, warum Halloween inzwischen – in den Medien wie im Handel – zum Oktober-Thema Nummer eins geworden ist?

Was ist Halloween denn überhaupt? Schon wieder so ein komischer US-Trend, der nur über den großen Teich geschwappt zu kommen braucht, um prompt auch in Deutschland immer beliebter zu werden? Nein, nicht so ganz. Denn sehr wahrscheinlich schwappt hier eher eine Welle zurück, die sich ursprünglich einmal im guten alten Europa in Bewegung setzte: Nämlich die Idee einer bleibenden - und freundlichen! - Verbundenheit zwischen den Lebenden und den Toten.

halloween03 DSCN2519-webDie dünne Wand zur Geisterwelt

Die Theorie, dass Halloween in diesem Sinne bereits von den antiken Kelten „erfunden" wurde, ist wissenschaftlich zwar nicht so ganz unumstritten – aber sehr inspirierend ist sie auf jeden Fall:

In der Vorstellungswelt unserer keltischen Ahnen begann auf der Schwelle zum Nebelmonat November demnach ein neuer Kreislauf im „Rad des Jahres". Dieser Jahreswechsel, „Samhain" genannt, wurde als eine Art Kombination aus Erntedank und Silvester gefeiert - und galt als Zeitpunkt, zu dem Gebete, Orakel und magische Rituale besondere Kraft haben.

Zu Samhain, glaubten die Kelten, ist die Wand zwischen unserer wirklichen Welt und der „Anderwelt", in der die Toten ein neues Leben beginnen, besonders dünn und durchlässig. Die Lebenden kommen also leichter mit den Seelen der Verstorbenen in Kontakt - im Guten wie im weniger Guten. Um die Geister freundlich und wohlmeinend zu stimmen, wurden ihnen Brot und andere Nahrungsmittel gespendet. Licht und Feuer wiesen guten Geistern den Weg - und hielten die bösen fern.

Im Zuge der Christianisierung traten dann die kirchlichen Feiertage Allerheiligen und Allerseelen (1./2. November) an die Stelle des alten Samhain-Termins. Doch die Nacht vor Allerheiligen, „All hallow's eve", wurde auch weiterhin nach den alten Bräuchen gefeiert. Diese gelangten dann mit den irischen Einwanderern im 19. Jahrhundert in die Vereinigten Staaten.

halloween04 2002mm-webSüßes oder Saures?

Im Laufe der Zeit verwandelte sich das magische Keltenfest in den USA in den Spaß-am-Gruseln-Event, als den wir es heute kennen: Statt der Seelen der Verstorbenen geistern nun Horden wild verkleideter Kinder von Haus zu Haus und fordern Süßigkeiten („treat") ein - andernfalls droht den Bewohnern ein boshafter kleiner Streich („trick").

Deutsche Kinder zeigen sich momentan im „Trick-or-Treat „-Spielen zwar oft noch etwas untrainiert („Was stellen wir eigentlich an, wenn wir keine Naschis bekommen?") - aber das könnte sich schon sehr bald ändern!

Wenn Sie am Morgen des 1. November also nicht unbedingt Rasierschaum von der Windschutzscheibe Ihres Autos wischen oder ähnliche „Bestrafungen" ausbaden wollen, sollten Sie sich rechtzeitig zu Halloween mit einem Vorrat an Süßigkeiten ausrüsten.

Besonders stilecht sind natürlich Weingummi-Vampire, rabenschwarze Lakritzfiguren oder Schoko-Kürbisköpfe.

Jack o' Lantern allen voran

Eine stimmungsvolle Halloween-Dekoration gehört bei uns ebenfalls Jahr für Jahr ein bisschen mehr zum guten Ton. Unerlässlich für den herbstlichen Hausschmuck sind vor allem die (echten oder künstlichen) Kürbisse in den Fenstern und Hauseingängen, deren geschnitzte Gesichter eine reizvolle Mischung aus Gruselgrinsen und warmem Licht in den dunkler werdenden Abenden verbreiten.

Der leuchtende Kürbiskopf geht auf die irische Legende von Jack o' Lantern zurück. Jack war ein übler Betrüger und Trunkenbold, dem es sogar gelang, den Teufel selbst auszutricksen.

Als er starb, da fand er wegen seiner Schandtaten weder im Himmel noch in der Hölle Einlass, und deshalb muss er nun also bis zum Jüngsten Tag in der Dunkelheit umherwandern. Wenigstens aber hat er - zur Abschreckung anderer Geister - eine Laterne dabei. Diese bestand im alten Irland noch aus einer ausgehöhlten Rübe, die in Amerika dann zum Kürbis wurde.

  

   

   

Grauenvoll gelungen! Tipps für Ihre Halloween-Party
   

halloween06 1984 DSCN2366-webNicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene gilt: Zu Halloween dürfen die Hexen und Teufel, Mumien und Vampire tanzen, bis sich die Sargbalken biegen!

Wer also gern Partys feiert, die konsequent auf ein Motto abgestimmt sind, der wird an Halloween seine helle Freude haben. Von der „Schocker-Einladungskarte" (z.B. mit Fotos aus einschlägigen Horror-Filmen) bis zum „Das-grässlichste-Kostüm-gewinnt"-Wettbewerb als Höhepunkt des Abends lässt sich dieses vorgezogene Faschingsfest durchgängig mit einem ganz speziellem Gruftie-Flair gestalten. Zumindest bei Gästen ab 18 sind auch der abgründigeren Fantasie kaum Grenzen gesetzt; bei Gästen unter 16 sollten Sie sich jedoch einer freiwilligen Selbstkontrolle unterziehen - und lieber lustig als unheimlich sein.

Kostüme: Was a schene Leich ...

Bei der Verkleidung ist ein gewisser Mut zur Hässlichkeit zwar durchaus gefragt (der bis zu kunstvoll simulierten Platzwunden im Gesicht und anderen Fiesitäten gehen kann) - aber nicht zwingend. Eine grünlich geschminkte „Wasserleiche" kann schließlich feenhaft wunderschön sein, Graf Dracula ist durchaus enorm sexy, Frank'n'Furter sowieso - und ein Lakengespenst mit lustigem Gesicht wird eher amüsieren als erschrecken. Herzlich eingeladen sind – neben den üblichen Hexen und Teufeln - natürlich auch sämtliche Klassen aus Harry Potters Zauberschule Hogwarts, das komplette „Herr der Ringe"-Team (Gollums jedoch bevorzugt) – und sämtliche in aktuellen Computerspielen gerade angesagten Aliens.

halloween07 DSCN2528-webDekoration: Vorher Staubwischen ist absolut tabu!

Für die Deko brauchen Sie dann nicht massenweise riesige Spinnennetze und Klapper-Skelette aus Pappe zu kaufen. Lassen Sie doch einfach alles, was die Grusel-Stimmung stört (Computer, Fernseher und Familienfotos zum Beispiel) unter weißen Bettlaken mit aufgeklebten schwarzen Pappaugen verschwinden - schon bewegen sich Ihre Gäste mitten in der Geistergesellschaft.

Ganz normale Zimmerpflanzen dagegen sehen enorm unheimlich aus, wenn sie von unten her mit einer grünen oder blauen Glühbirne angestrahlt werden. Mit etwas schwarzer Pappe und einer Schere zaubern Sie in kürzester Zeit Horden von Fledermäusen an die Wand.

Selbst ausgehöhlte Kürbisse mit einem Teelicht darin sind natürlich eine besonders stilechte Beleuchtung. Es erfordert zwar allerlei Geduld, Übung und Muskelkraft, bis sie hergestellt sind - doch dafür haben Sie dann auch gleich termingerecht die Grundlage für ein leckeres Kürbissüppchen parat!

halloween08 DSCN2546-webSpeisen und Getränke: Köstliches aus dem Hexenkessel

Ansonsten kann es auf dem Party-Büffet natürlich gar nicht ekelig genug zugehen. An grauenhaften Gaumenfreuden bieten sich zum Beispiel aus Mett geformte Körperteile (mit Zwiebelknochen) oder „abgeschnittene Finger" (also Bockwürstchen mit „Nägeln" aus einem Mandelsplitter oder grüner Paprika und Ketchup-Blut am anderen Ende) an. Ein „Maden-Salat" (= schwarze Nudeln mit Krabben und weißen Bohnen) und glibbrige „tote Augen" (= kleine Mozzarella-Kugeln mit einer halben gefüllten Olive als Iris darauf oder alternativ zum Nachtisch: Augäpfel aus Lychees mit Weintrauben, dazu grüner Wackelpudding mit Plastikspinnen) sind ja wohl das Mindeste!

Blutrote oder giftgrüne Getränke aller Art schmecken perfekt nach Frankenstein, wenn sie in Reagenzgläsern serviert werden. Eine (je nach Zielgruppe alkoholfreie oder etwas beschwipstere) Bowle können Sie vom „Eiskalten Händchen" kühlen lassen: Dazu waschen Sie einen 1x-Handschuh aus und füllen ihn mit (klarem bzw. blau oder grün gefärbtem) Wasser. Dann gut verschließen und zirka 12 Stunden vor Partybeginn im Eisfach gefrieren. Für Gäste ab 18 empfiehlt sich die „Bloody Mary" (= Tomatensaft mit Wodka, pikant gewürzt) natürlich schon vom Namen her als Halloween-Getränk, doch auch mit Blue Curaçao, grüner Crème de Menthe, Aperol oder Campari lassen sich wahrlich gruselige Cocktails mixen.

Musik: Dance with this Strangers ...

Und die richtige „Tanz-der-Vampire"-Akustik? Gothic und Dark Wave natürlich. Doch auch die gute alte „Rocky Horror Picture Show", Michael Jacksons „Thriller", oder Alan Parsons' „Tales of mystery and imagination" sollten nicht fehlen. Und natürlich jede Menge Film-Soundtracks - von der „Addams Family" bis zu John Carpenter's „Halloween".

Oder mögen Sie es lieber besinnlicher?

Wenn Ihnen ein von Horrorgestalten umtanztes „Ekelbüffet" dann doch etwas zu wüst ist, können Sie den Halloween-Abend natürlich auch deutlich ruhiger im „keltisch-magischen Stil" verbringen: Bleiben Sie einfach zuhause und lassen Sie hier – allein oder gemeinsam mit lieben gleichgesinnten Freunden - Ihr privates „Bonfire" aus vielen orangefarbenen Kerzen entflammen!

Löffeln Sie ein traditionelles Kürbissüppchen, schwelgen Sie in freundlichen Erinnerungen an liebe Verstorbene, stellen Sie deren Fotos auf, zünden Sie ganz bewusst für jeden eine Kerze an - oder veranstalten Sie schon jetzt ein wenig „Neujahrszauber": Wer sich vom Ballast der Vergangenheit befreien will, der kann in dieser magischen Nacht für jedes aktuelle Problem einen Knoten in ein schwarzes Band machen und die Knoten dann einzeln verbrennen - ganz bewusst und beschwörerisch natürlich. Danach sind Sie frei, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Mit einem echt irischen Liebesorakel vielleicht? Dazu schneiden Sie von einem Apfel(möglichst dünn und spiralförmig in einem Stück) die Schale ab. Diese werfen Sie dann über die linke Schulter hinter sich. Lässt sich aus der Form der Schale ein Buchstabe erkennen? Damit beginnt der Vorname Ihres künftigen Liebespartners ...

  



Happy Halloween – und vielen Dank für Ihr Interesse!

In dem Text, den Sie gerade gelesen haben, habe ich die Inhalte von zwei bereits etwas älteren Artikeln, die im Herbst 2005 im Auftrag der Kieler
Werbeagentur WortBildTon GmbH für das mein coop magazin und für KNACKfrisch, das Kundenmagazin der Bäckerei Günther, entstanden sind, miteinander kombiniert – und insgesamt aus heutiger Sicht überarbeitet.

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