Das Kalenderblatt zum Juli
Im Juli erreicht der Sommer seinen Höhepunkt; genießen Sie's, die Pflicht kann warten!
01.07.2023 • Canada Day (Nationalfeiertag in Kanada)
03.07.2023 • Vollmond im Tierkreiszeichen Steinbock
04.07.2023 • Independence Day (Nationalfeiertag in den USA)
14.07.2023 • Fête Nationale de la France/Quatorze Juillet (Nationalfeiertag in Frankreich)
17.07.2023 • Neumond im Tierkreiszeichen Krebs
19.07.2023 • Hidschra – Beginn des Jahres 1445 im islamischen Kalender
20.07.2023 • Gedenken an den Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft (Deutschland)
21.07.2023 • Nationale Feestdag/Fête Nationale (Nationalfeiertag in Belgien)
23.07.2023 • Sonne im Tierkreiszeichen Löwe: Hochsommer
28.07.2023 • Aschura
Julius, Gregor, Karl und ihre Kalender
Die alten Römer, denen wir bis heute bei der Benennung unserer Kalendermonate folgen, waren nicht unbedingt konsequent: Nachdem Januar, März, Mai und Juni bestimmten Göttern geweiht waren, begannen sie nun damit, Monate nach irdischen Heroen zu benennen: Der Juli (July, Juillet, Luglio, Julio, Julho, lipiec, július, júl, Julij, Červenec, июль, temmuz) der bisher schlicht „Quintilis“ (= „der fünfte“) hieß, wurde ab dessen Todesjahr dem großen Feldherren Gaius Julius Caesar (100 v. Chr.-44 v. Chr.) gewidmet.
Auf Julius Caesar geht unter anderem die römische Kalenderreform des Jahres 46 v. Chr., der sogenannte julianische Kalender, zurück. Der ursprüngliche römische Kalender war vorwiegend am 29-tägigen Mondumlauf orientiert, seine Monate waren also entsprechend kürzer. Nur März, Juli und Oktober hatten bereits 31 Tage. So kam man jedoch nur auf eine Jahreslänge von 354 Tagen und musste dies bei Bedarf dadurch ausgleichen, dass zwischen Februar und März ein ganzer 13. Schaltmonat, der Mensis intercalaris oder Mercedonius, eingefügt wurde um sich wieder dem tatsächlichen Sonnenlauf anzunähern.
Ziemlich unübersichtlich und unpraktisch, so ein Lunisolarkalender, dachte sich Caesar, und er erhöhte die Zahl der Tage pro Monat auf das heute übliche Format (der Januar bekam 31 statt der vorher üblichen 29 Tage, der April 30 statt 29 usw.). So hatte das Jahr nun 365 Tage und kam dem tatsächlichen Sonnenjahr bereits sehr nahe. Vorsorglich plante Caesar auch alle vier Jahre ein Schaltjahr mit einem zusätzlichen Tag ein; dennoch wich sein Jahr regelmäßig mit 11 Minuten und 14 Sekunden Überlänge vom astronomischen Sonnenlauf ab.
Doch Kleinvieh macht auch Mist: Im 16. Jahrhundert hatte man dadurch schon fast zwei Wochen pro Jahr zu viel. Die Frühlingstagundnachtgleiche fiel also auf einen immer früheren Termin, und das bereitete vor allem bei der am ersten Frühlingsvollmond orientierten Festlegung des Ostertermins allerlei Probleme.
Daher sah sich Papst Gregor XIII. anno 1582 genötigt, den gregorianischen Kalender einzuführen, der mit einem kleinen Rechentrick (volle Jahrhunderte sind nur dann Schaltjahre, wenn sie sich, wie die Jahre 1600 und 2000, durch 400 teilen lassen, sonst nicht) die Genauigkeit der Zeitrechnung von Caesars 365,25-Tage-Jahr auf das 365,2425-Tage-Jahr verbesserte, von dem wir bis heute ausgehen. Auf diese Weise kreierte der Papst zwar den gegenwärtig weltweit meistgebrauchten Kalender – doch einen eigenen Monat bekam er dafür nicht spendiert.
Eher bescheiden feilte Karl der Große im 8. Jahrhundert einfach nur an einer Umbenennung der lateinischen in deutsche Monatsamen. Für den im Juli zum Beispiel schlug er in schönstem Althochdeutsch „Hewimanoth“ (bzw. Heumonat, Heuet oder Heuert) vor, weil die Bauern nun das erste Heu mähten und einbrachten. Karls größtenteils an den vordringlichen landwirtschaftlichen Arbeiten des Monats orientierten Wortschöpfungen hielten sich – sprachlich leicht variiert - bis zum 15. Jahrhundert, teilweise sogar bis ins 19. Jahrhundert.
Und was sagen die Bauernregeln zum Monat?
»Juli, schön und klar, gibt ein gutes Erntejahr.« Nicht nur Urlaubern, sondern auch den Bauern kann der Juli gar nicht warm und hochsommerlich genug sein. Denn dies ist der wichtigste Monat für die Ernte im kommenden Herbst: »Julisonne treibt den Wein ins Fass, jeder Bauer merkt sich das.« Nach der Wetterregel »Im Juli warmer Sonnenschein, macht alle Früchte reif und fein« wünschen sich neben den Winzern nun auch die Obst- und Gemüsebauern viele schöne Tage; und auch für die Kornerträge gilt: »So golden die Sonne im Juli strahlt, so golden sich der Weizen mahlt.«
Kurz: »Im Juli muss vor Hitze braten, was im September soll geraten!«
Und umgekehrt: »Was der Juli verbricht, rettet der September nicht.«
Vielleicht gilt das ja auch im auf unser menschliches Leben und Streben übertragenen Sinne?
Vielen Dank für Ihr Interesse! Die im März 2014 erstmals auf www.dr-michaela.mundt.de eingerichtete Rubrik »Kalenderblatt« wurde inspiriert durch meine Tätigkeit als Lektorin für die Neumann & Wolff Werbekalender GmbH & Co. KG / ALPHA EDITION GmbH & Co. KG seit Sommer 2012. Die Bauernregeln zum Monat habe ich 2014 im Auftrag der Kieler Werbeagentur WortBildTon GmbH für mein coop magazin, das Kundenmagazin der sky-Märkte, beleuchtet. Der Text zum Monat Juli bzw. zu den wichtigsten Kalendermachern entstand im Sommer 2018 exklusiv für diese Site.
Bilder: © Michaela Mundt, Julius Caesar, Gregor XIII. und Karl der Große via Wikimedia Commons (siehe Link zum Bild). Vielen Dank dafür!